Schwazer: Muss mich nicht entschuldigen

Wie vor vier Jahren, vor den Olympischen Sommerspielen in London, dreht sich auch diesmal, sechs Wochen vor Rio de Janeiro, alles um Alex Schwazer.

Und wie 2010 vor London sorgt auch diesmal ein positiver Dopingtest für Schlagzeilen. Vor vier Jahren wurde der Kalcher Geher positiv auf Epo getestet, diesmal sollen seine Testosteron-Werte zu hoch sein.

Während aber Alex Schwazer vor den Spielen in London seine Schuld eingestanden hat, bestritt er heute bei einer Pressekonferenz im Hotel Laurin in Bozen vehement die neuen Dopingvorwürfe. Er sei am 1. Jänner negativ getestet worden, bei einer weiteren Kontrolle sollen dann genau diese Proben am 13. Mai, also viereinhalb Monate später, positiv gewesen sein. "Vor vier Jahren gestand ich meine Schuld ein und haben mich dann auch bei allen entschuldigt, die ich enttäuscht habe", erklärt Schwazer. "Diesmal muss ich mich aber nicht entschuldigen, weil ich keinen Fehler gemacht habe. Über mich wurde in diesen Jahren viel diskutiert und geschrieben. Ich weiß natürlich, dass ich als ehemaliger Dopingsünder für viele nicht glaubhaft bin, aber in dieser Angelegenheit will ich, dass die gesamte Wahrheit herauskommt. Ich bin unschuldig und werde dies auch mit allen meinen Kräften und Möglichkeiten beweisen."

Der Kalcher Geher und sein Betreuerteam (Trainer Sandro Donati, Rechtsanwalt Gerhard Brandstädter und Managerin Giulia Mancini) hoffen, dass diese Vorwürfe bald geklärt werden können, denn sie wollen Alex Schwazer bei den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro am Start sehen. "Die Zeit läuft uns aber davon, denn die B-Probe wird erst am 5. Juli analysiert", befürchtet Schwazer. "Sollten sie mich dann in Brasilien nicht starten lassen, werde ich trotzdem bis zur endgültigen Klärung dieser Vorwürfe weiter kämpfen und 100 Prozent geben, damit hier die Wahrheit herauskommt. Es stimmt, ich habe vor vier Jahren gedopt. Heute aber bin ich ein erklärter und überzeugter Doping-Gegner. Als ich gestern diese neuen Vorwürfe gehört habe, dachte ich sofort ans Aufhören. Heute geht es mir noch schlechter als gestern, aber ich habe beschlossen, weiter zu kämpfen. Das bin ich meinem Team schuldig, all den Leute, die mich unterstützt haben, allen voran Professor Donati, der sich so stark für mich eingesetzt hat".


Donati: "Alex muss für mich büßen"

Der bekannte Trainer von Alex Schwazer war bei der Pressekonferenz ebenfalls anwesend. Er zeigte mehrere Ungereimtheiten und Widersprüche bei den Kontrollen auf. "Ich hätte mich gestern, nachdem ich diese Nachricht erfahren habe, natürlich von Alex sofort trennen können. Das werde ich aber nicht machen, im Gegenteil ich werde mit ihm kämpfen, weil ich sicher bin, dass er durch und durch sauber ist. Wir wollten in der Dopingbekämpfung neue Wege gehen, das hat wohl einigen nicht gepasst. Wir haben ein System angegriffen und sollen nun dafür bestraft werden. Anti-Doping betrifft immer nur die Athleten, das schwächste Glied in der gesamten Kette und leider nicht die Funktionäre, die mit Doping große Geschäfte machen. Ich glaube, dass ich für Alex eine Belastung geworden bin, denn man will mich als bekannten Doping-Kämpfer angreifen und er soll jetzt dafür büßen", behauptet Donati. "Sie haben, fast fünf Monate nach dem ersten Test, ganz kleine, irrelevante Mengen Testosteron im Blut von Alex gefunden. Es ist schon alles sehr merkwürdig, aber ich habe in alle diesem Monaten mit Alex immer einen starken Gegenwind und Abneigung gespürt. Alex ist heute sicher der stärkste Geher der Welt und das passt vielen überhaupt nicht. Sowohl in Rom als auch in La Coruna haben uns einflussreiche Personen empfohlen, nicht zu gewinnen. Das ist schlimm. Aber jetzt sind wir hier und müssen gegen diese absurden Vorwürfe kämpfen."


Brandstätter: "Wir werden strafrechtlich gegen Unbekannte vorgehen."

Sehr harte Worte kamen auch von Rechtsanwalt Gerhard Brandstätter. "Diese Vorwürfe sind falsch und grauenhaft, ja sie sind ungerecht. Alex hat damit überhaupt nichts zu tun. Außerdem sind auch noch absurd, denn bei allen Tests nach dem 1. Jänner, war das Ergebnis immer negativ. Es wundert mich schon, dass gerade nach seinem Sieg in Rom, plötzlich ein positiver Test aufgetaucht ist. Wahrscheinlich will man Alex nicht in Rio de Janeiro sehen. Ich wiederhole aber, er ist unschuldig und wir werden alles daran setzen, dass er doch noch in Brasilien am Start sein kann. Wir müssen diesen Wunsch von Alex erfüllen. Inzwischen haben wir Anklage gegen unbekannt eingereicht. "



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